Klinker

Klinker
Klinker

Klinker sind grundsätzlich Ziegel. Sie werden aber bei besonders hohen Temperaturen gebrannt, deshalb nannte man sie früher auch “Hartbrandziegel”. Beim Brennen unter so hohen Temperaturen verändert sich die Oberflächenstruktur des Brennguts, die einzelnen kristallinen Bestandteile schmelzen zusammen und die Oberfläche wird sehr hart und dicht und nimmt kaum mehr Wasser auf.

Klinkersteine sind damit als Baustoff das Pendant zu Feinsteinzeug und Hartsteinzeug, bei dem ebenfalls durch sehr hohe Brenntemperaturen erreicht wird, dass am Ende eine dicht gesinterte, harte Oberfläche entsteht, die nur wenig Wasser aufnimmt.

Mit diesen grundlegenden Eigenschaften bieten sowohl Klinkersteine als auch Feinsteinzeug klare Materialvorteile, die in vielen unterschiedlichen Bereichen gesucht sind und gerne genutzt werden – beim Klinker bereits seit langer Zeit.

Ausgangsstoffe und Herstellprozess

Für die Herstellung sind Tonminerale, wie beim gewöhnlichen Ziegelstein, immer noch der hauptsächlich verwendete Grundstoff. Beim Herstellen von Klinkern kommen zu diesen Ausgangsstoffen aber noch Schamotte und (wie bei Hart- und Feinsteinzeug auch) auch Feldspate mit hinzu.

Die Formung der Ziegel läuft heute fast ausschließlich automatisch, das heißt, die mit Wasser versetzte Masse wird zu einem Strang gepresst, auf die richtige Länge abgeschnitten und automatisch in den Ofen zum Brennen transportiert. Dafür werden heute meist Tunnelöfen eingesetzt. Für besondere Anforderungen – etwa eine historisch authentische Optik – kann das Ausgangsmaterial auch heute noch von Hand geformt werden. Handgeformte Klinker müssen vor dem Brennen aber meist noch trocknen, damit sich ihr Wassergehalt reduziert. Das macht die Herstellung dann zusätzlich noch deutlich aufwendiger.

Die Brenntemperatur liegt mit 1.100 °C bis 1.300 °C deutlich höher als bei normalen Ziegeln (800 °C bis 1.000 °C).

Wichtige Eigenschaften von Klinkern

Die wichtigste Eigenschaft von Klinkern ist sicherlich das geringe Wasseraufnahme-Vermögen. Es resultiert direkt aus der dicht gesinterten Oberfläche. Klinkersteine werden durch die geringe Wasseraufnahme damit auch sehr gut frostbeständig. Sie können ohne weiteren Schutz im Außenbereich vermauert werden.

Durch das Zusammensintern der Oberfläche wird diese auch leicht glasartig und besonders hart und ritzfest. Die hohen Brenntemperaturen wirken sich daneben auch auf den Körper des Klinkersteins aus und machen die Steine besonders druckfest.

Im Bereich der Druckfestigkeit gibt es allerdings Unterschiede, je nachdem ob es sich um gewöhnliche Klinkersteine oder Keramikklinker handelt. Gewöhnliche Klinkersteine erreichen Druckfestigkeitsklassen von 28 oder geringfügig darüber, bei Keramikklinkern sind allerdings nicht nur die Oberflächenporen dicht gesintert, sondern die Poren im gesamten Stein. Das führt zu einer deutlich höheren Druckfestigkeitsklasse von bis zu 60, die mit die höchste unter allen Baustoffen ist.

Ein weiterer Vorteil der sehr robusten Keramikklinker ist auch die hervorragende Säure- und Laugenbeständigkeit, sowie eine extrem hohe Farb- und Lichtbeständigkeit. Wer besonders robuste und widerstandsfähige Klinkersteine möchte oder Klinker vor allem in hellen Farben einsetzen möchte, ohne ein Ausbleichen zu befürchten, sollte deshalb am besten zu Keramikklinkern greifen.

Normen für Klinkersteine

Abgesehen von den Kanalklinkersteinen, die zum Auskleiden von Abwasserkanälen verwendet werden und der Norm DIN 4051 unterliegen, gilt für Klinkersteine in Deutschland immer die DIN 105.

Der DIN 105 nach werden Klinkersteine dabei in sogenannte Vollklinker (KMz) und die etwas leichteren Hochlochklinker (KHLz) eingeteilt, die eine rund 20 % geringere Rohdichte und damit auch ein etwas geringeres Gewicht haben.

Auch die Maße von Klinkersteinen sind genormt, dafür kommt die Mauerwerks-DIN (DIN 1053) zur Anwendung. Ausgehend vom definierten Normalformat (NF) mit 24 cm x 11,5 cm x 7,1 cm werden verschiedene abweichende, aber ebenfalls genormte Formate definiert:

  • das Dünnformat (DF)
  • das Lang-Dünnformat (LDF)
  • das Zweifach-Dünnformat (2DF)
  • das Waalformat (WF)
  • das Waal-Dickformat (WDF)

Abweichend von den Normformaten können bei Bedarf auch Sonderformate hergestellt werden, etwa wenn es um historische Exaktheit bei denkmalgeschützten Bauwerken geht. Daneben sind auch einige traditionelle regionale Formate bis heute verbreitet, in denen noch immer (in sehr geringer Menge) entsprechende Klinkersteine hergestellt werden. Am bekanntesten ist dabei sicher das “Alte Reichsformat” (aRF), das noch vielfach für historische Bauwerke benötigt wird, auch das Klosterformat (KF) wird noch gelegentlich für Restaurierungen benötigt. Typische Regionalformate sind etwa das Hamburger oder das Oldenburger Format.

Besondere Klinkersteine

Klinker werden seit Jahrhunderten verwendet, damit gibt es auch zahlreiche spezielle Varianten, die zum Teil auch auf besondere Weise hergestellt werden, eine sehr typische, eigene Optik und auch von der Norm zum Teil abweichend Eigenschaften haben. Ein gutes Beispiel sind die vor allem im Norden Deutschlands bekannten Torbrandklinker mit ihrem auffälligen Grünton, der davon herrührt, dass diese Klinker mit Torf gebrannt wurden.

Eine sehr auffällig gelbe Variante ist der Greppiner Klinker, der ebenfalls vorwiegend im Norden Deutschlands rund um die Wende zwischen 19. und 20. Jahrhundert sehr häufig als Verblender eingesetzt wurde.

Auf vielen Industriegebäuden im Ruhrgebiet und darüber hinaus findet man bis heute oft noch den “Münsterländer Kohlebrand”, der mit seiner charakteristischen rußigen Oberflächenoptik bis heute noch vielen Gebäude in Nordrhein-Westfalen und vor allem in Münster nachhaltig prägt.

Verwendung von Klinkersteinen

Die hauptsächliche Verwendung von Klinkersteinen liegt heute im Bereich der Fassadenverkleidung. Traditionellerweise wird dabei ein sogenanntes zweischaliges Mauerwerk mit einer Vormauerschale aus Klinkermauerwerk errichtet, die mit dem eigentlichen Mauerwerk über sogenannte Luftanker fest verbunden wird. Das eigentliche Mauerwerk des Hauses wird durch die Vormauerschale sehr wirksam vor der Witterung geschützt, wegen der hohen Beständigkeit des Klinkermauerwerks ist die Fassade praktisch pflegefrei. Der bestehende Luftspalt zwischen Vormauerschale und Mauerwerk kann besonders kostengünstig (rund 10 – 15 % der Kosten für klassische Dämmungen) mithilfe einer Einblasdämmunge gedämmt werden.

Der Kostenaufwand beim Errichten des Mauerwerks ist durch die doppelte Mauerwerksausführung aber natürlich deutlich höher – bei Planung einer zweischaligen Mauerwerksausführung mit Klinker-Vormauerwerk sollte heute also gut kalkuliert werden.

Eine wesentlich einfachere Möglichkeit, Fassaden zu verkleiden bieten sogeannnte Verblender (die es auch in typischer Backstein-Optik gibt) oder sogenannte Klinkerriemchen. Das Anbringen an der Fassade ist kaum schwieriger als das Verlegen von Fliesen und kann durch Verwendung eines Verlegerasters auch mit geringen handwerklichen Fähigkeiten oft noch gut selbst bewerkstelligt werden.

Die Preise für Verblender und Riemchen beginnen bei rund 20 EUR pro m², für hochwertige oder optisch besonders attraktive Klinkervarianten können auch Preise von 40 – 50 EUR pro m² verlangt werden.

Eine besonders interessante Variante sind dabei sogenannte Isoklinker. Dabei handelt es sich um Riemchen, bei denen das Fassadendämmmaterial bereits direkt aufkaschiert ist. Das Anbringen erfolgt auf die gleiche Weise wie bei gewöhnlichen Riemchen auch, die Materialpreise liegen etwa im Bereich von 100 EUR pro m² bis 120 EUR pro m².

Besonders langfristig entsteht dadurch ein Kostenvorteil, da im Gegensatz zur klasschischen Putzfassade keine Erhaltungskosten (Neustreichen, Neuverputz, Putzausbesserungen) mehr anfallen und auch die Kosten für das Verputzen der Fassade entfallen. Besonders auf längere Zeiträume betrachtet sind Klinkerfassaden damit sehr häufig die deutlich günstigere (und sorgenfreiere) Variante, was sie bis heute immer noch sehr beliebt macht.

Klinker werden außerhalb der Fassadengestaltung bis heute noch zum Auskleiden von Abwasserkanälen verwendet, gelegentlich werden zum Pflastern von Wegen oder Einfahrten auch noch robuste Pflasterklinker wie in früheren Zeiten verwendet. Der früher nahezu überall übliche Einsatz im Brückenbau (wegen der hohen Belastbarkeit und Druckfestigkeit der Steine) gehört aber schon lange der Vergangenheit an, heute verwendet man praktisch ausschließlich Beton-Konstruktionen.

Riemchen für den Innenbereich (z. B.. zur Wanddekoration) bestehen heute nur noch selten aus “echtem” Klinker, in den meisten Fällen kommen dafür andere Materialien zum Einsatz, bis hin zu kostengünstigem Styropor, das nur noch die Optik imitiert.

Preise

Als Verblendersteine und Riemchen sind Klinker relativ kostengünstig, je nach Qualität bewegen sich die Preise zwischen rund 20 EUR pro m² und 50 EUR pro m². Historische, von Hand hergestellte Verblender können gegebenenfalls aber auch noch deutlich teurer sein. Auch für Pflasterklinker gelten ähnliche Preisspannen. Wohnraumklinker sind dagegen häufig deutlich teurer und können sich zwischen rund 50 EUR pro m² und 80 EUR pro m² bewegen.

Für einen Quadratmeter Klinkermauerwerk (Vormauerwerk) muss man in der Herstellung rund 120 – 150 EUR pro m² rechnen, die Kosten für den Maurer sind dabei bereits enthalten.

Reinigungsmittel und Schutzmittel für Klinker

Fazit

Klinker sind ein traditionelles, mit hervorragenden Eigenschaften ausgestattetes und sehr ökologisches und nachhaltiges sowie besonders dauerhaftes Baumaterial. Vor allem die Kostenvorteile bei einer Klinkerfassade sollte man auch heute nicht geringschätzen.