Lamprophyr

Lamprophyre gehören zu den eher geheimnisvollen Gesteinen, deren genaue Entstehung bis heute nicht vollständig geklärt ist. Es handelt sich dabei um Magmatite (also Erstarrungsgesteine), die vorwiegend als Ganggesteine vorkommen, gelegentlich auch als sogenannte Intrusionen (Gestein, das in flüssigem Zustand in andere Gesteine eindringt und dort aushärtet).

Zusammensetzung

Die typischen Bestandteile von Lamprophyren sind Biotit, Amphibole und Pyroxene. Klinopyroxen und Olivin finden sich fallweise, die Grundmasse besteht aber aus Feldspaten.

In den meisten Fällen finden sich größere Mengen von Kalium und Natrium sowie von Barium, Cäsium, Rubidium und Strontium, dafür meist nur geringe Gehalte an Silizium. Typisch sind auch ein hoher Gehalt an Chrom und Nickel. Der hohe Natrium- und Kaliumgehalt und die sehr geringen Mengen an Silizium machen Lamprophyre damit zu einem sogenannten Alkaligestein. Als weitere Besonderheit dieser Gesteinsgruppe treten neben Feldspat auch sogenannte Foide (Feldspatvertreter) im Gestein wegen dem relativ geringen Vorhandensein von Quarz (SiO2) mit auf.

In vielen Fällen zeigen sich bei Lamprophyren auch besonders hohe Gehalte an Wasser, Kohlendioxid, Chlor, Fluor und SO2 (Schwefeldioxid). Besonders dieser hohe Anteil an sogenannten Volatilen (flüchtigen Stoffen) ist ein wichtiges Kennzeichen von Lamprophyren.

In einigen Ausprägungen (wie bei Monchiquiten und Camptoniten) ist das Verhältnis von Kalium zu Natrium verschoben – hier findet sich, anders als bei den meisten anderen Varianten – deutlich mehr Natrium als Kalium. Alle anderen enthalten – wie auch die Lamproite, mit denen man Lamprophyr nicht verwechseln darf – einen deutlichen Überschuss an Kalium.

Varianten mit besonderen Zusammensetzungen

Anhand der dunklen Bestandteile und der Zusammensetzung der Grundmasse lassen sich bestimmte Unterarten kategorisieren. Besonders typische Unterarten sind dabei:

  • Minette (Biotit-Hornblende-Augit, in der Grundmasse überwiegt Orthoklas gegenüber Plagioklas)
  • Spessartit (Hornblende-Augit, in der Grundmasse überwiegt Plagioklas gegenüber Orthoklas)
  • Vogesit (Hornblende-Augit, Orthoklas überwiegt in der Grundmasse)
  • Camptonit (Amphibol-Augit-Olivin-Biotit, Plagioklas überwiegt in der Grundmasse, zusätzlich höherer Natrium-Anteil als Kalium-Anteil)
  • Monchiquit (Amphibol-Augit-Olivin-Biotit, Grundmasse entweder völlig aus Foiden oder glasig)
  • Alnöit (ein sogenanntes Melilith-Gestein, Melilithe sind seltene Silicate/Germanate)

Die Namensgebung wird in der geologischen Wissenschaft immer noch als vorläufig angesehen, bis neue Erkenntnisse gewonnen werden, die eine andere Einteilung ermöglichen. Übergangsweise wurde der Fundort der Erstbeschreibung herangezogen, um die einzelnen Unterarten zu benennen (z. B. der Vogesit aus den Vogesen).

Minette, Kersantit, Vogesit und Spessartit lassen sich dabei als Shoshonitische Lamprophyre in eine Gruppe zusammenfassen, Camptonit und Monchiquit und Sannait in die Gruppe der Alkalischen Lamprophyre.

Typisches Erscheinungsbild

Lamprophyr ist immer relativ dunkel gefärbt, dabei kann man zwischen einer mittleren (mesotyp) und sehr ausgeprägten Dunkelfärbung (melanokrat) unterscheiden. Grund dafür ist die große Menge an enthaltenen mafischen Mineralen (magnesium- und eisenhaltige Minerale, wie Amphibole, Pyroxen, Olivin aber auch Melilith). Eine ultramafische Ausprägung kommt bei Lamprophyren aber nicht vor.

Das Gefüge ist meist fein- bis mittelkörnig, kann aber fallweise auch stark porphyrisch sein, oft sind Einsprenglinge zu erkennen.

Der Name Lamprophyr rührt übrigens ebenfalls von einer speziellen optischen Besonderheit her: Wird ein Lamprophyr frisch aufgeschlagen, leuchten die Kristallflächen von Amphibol und Biotit zunächst hell auf. Aus dem griechischen Wort für “hell aufleuchten” (lamprós) und dem häufig verwendeten Wortteil phýro (vermengen) wurde in der Gesteinsbezeichnung dann “Lamprophyr”.

Entstehungstheorie

Als Möglichkeit für die Entstehung kommen bei Lamprophyren einerseits plutonische Restschmelzen infrage, andererseits auch eine Kopplung an sehr tief reichende Störungen im tektonischen Bereich als Ursache für die Entstehung.

In jedem Fall kann man heute davon ausgehen, dass die Entstehung von Lamprophyr immer in sehr großen Tiefen erfolgt, dafür sprechen sowohl die Zusammensetzung als auch das fehlende Vorhandensein einer magmatischen Differentation (fraktionierte Kristallisation).

Ähnliche Entstehungsvorgänge wie bei Kimberliten könnte man zumindest vermuten.

Verwendung

Als Intrusionen vor allem in granitischen und granodioritischen Gesteinsformationen kommen Lamprophyre weltweit vor, einige Sorten haben es dabei zu einiger Bekanntheit gebracht und werden häufiger als Dekorationsstein oder als Baumaterial verwendet, darunter der “Lamprophyr Grenzland” (aus Sachsen, auch als Lausitzer Syenit gehandelt), der Sluknov-Lipova (aus Tschechien, eigentlich ein Spessartit) und der Lamprophyr Schneeflocke (ebenfalls aus Sachsen, in diesem Fall aus Bautzen).

Die meisten bei uns besser bekannten Sorten stammen aus Sachsen oder Tschechien. Steine aus dem französischen Kersaton, der norwegischen Telemark-Region oder dem portugiesischen Monchique sind bei uns etwas weniger bekannt.

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Fazit

Lamprophyre sind ein Gestein mit vielen besonderen Eigenarten und auch optisch interessant. Das macht sie besonders als Dekostein durchaus interessant. Ihre bis heute noch ungeklärte Entstehung, die höchstwahrscheinlich in sehr großen Tiefen stattgefunden hat, gibt dem Gestein auch noch eine leicht geheimnisvolle und “außerirdische” Note.