Speckstein

Speckstein kann – abhängig von seiner genauen Zusammensetzung – sowohl als Gestein als auch als Mineral gewertet werden. Er besteht in beiden Varianten zum überwiegenden Teil aus Talk (Talkum), einem Schichtsilikat. Speckstein, der aus reinem Talk besteht, ist dabei ein Mineral, kommen weitere Bestandteile wie Magnesit, Serpentin oder Chlorite hinzu, kann man ihn als Gestein einordnen.

Besonderes Kennzeichen von Speckstein ist seine sehr geringe Härte (Mohs-Härte von 1). Damit lässt sich Speckstein mit den einfachsten Werkzeugen (Feile, Raspel, Schnitzmesser, Schleifpapier) bearbeiten. Er ist schon seit vielen Jahrtausenden, möglicherweise schon seit der Jungsteinzeit, bekannt und in Verwendung.

Weitere bekannte Namen für den Speckstein sind Steatit, Talcusstein und Seifenstein (nicht wegen seiner seifigen Konsistenz, sondern höchstwahrscheinlich wegen seiner Verwendung beim Bau von Waschkesseln und Waschbecken und der Nutzung der Abbaureste für Seifenpulver, daher oft auch Lavetzstein). Der Name “Speckstein” leitet sich vom fettig speckartigen Glanz reinen Talks her.

Typische Eigenschaften

Die Eigenschaften verändern sich mit der Zusammensetzung leicht. Reiner Talk ist sehr weich und sogar mit dem Fingernagel ritzbar. Talk ist ein Magnesiumsilikathydrat, das entweder im triklinen oder monoklinen Kristallsystem kristallisiert.

In seiner Reinform ist das Mineral farblos, kann durch Gitterbaufehler aber auch reinweiß sein. Fremdbeimengungen können die Farbe entsprechend verändern, möglich sind dabei Violett bis Rosa, Blau oder Grau, Grün, Schwarz und Braun in vielen unterschiedlichen Schattierungen. Zusätzlich können auch mehrfarbige Marmorierungen auftreten, diese Sorten sind dann meist zusätzlich stark magnetisch.

Besteht der Speckstein nicht mehr zu 100 % aus Talk, verändern sich seine technischen Eigenschaften, insbesondere die Härte nimmt zu. Beimengungen können dabei bis zu 50 % ausmachen, in den meisten Fällen handelt es sich dabei um Magnesit (Bitterspat, ein Magnesiumcarbonat das bis 3.000 °C temperaturbeständig und gut wärmespeichernd ist) oder Pennin (Klinochlor, ebenfalls ein Schichtsilikat).

Die Mohs-Härte von Magnesit beträgt 4 – 4,5, eine entsprechende Beimengung macht Specksteine damit also schnell deutlich härter und schwieriger zu bearbeiten. Pennin ist im Vergleich mit einer Mohs-Härte von 2 bis 2,5 dagegen deutlich weicher, diese Beimengungen, die meist nur zu 5 – 8 % Anteil haben, machen den Speckstein nur geringfügig härter und immer noch gut bearbeitbar.

Specksteine sind sehr gut wärmespeichernd, feuerfest, für den Einsatz im Außenbereich aber kaum zu gebrauchen, da sie nur in sehr geringem Umfang wetterfest sind.

Vorkommen

Speckstein findet sich in Europa vor allem in Frankreich, in Italien, Österreich und der Schweiz sowie in Finnland und Norwegen in bedeutenden Mengen. Außerhalb Europas liegen mengenmäßig bedeutende Fundstätten vor allem in Ägypten, in Südafrika, Tansania, Uganda und Kenia am Viktoriasee, in Brasilien, China, Kanada, in der Ukraine und in Russland.

Bis in die jüngste Zeit wurde Speckstein auch in Deutschland in Oberfranken (rund um Wunsiedel) noch abgebaut, wo sonst seltene Speckstein-Quarz-Vorkommen liegen.

Verwendung

Specksteine wurden schon von alters her wegen ihrer guten und einfachen Bearbeitbarkeit für die Herstellung einer ganzen Reihe von Alltags-Gebrauchsgegenständen genutzt. Französische und italienische Bezeichnungen des Specksteins deuten auf eine wichtige Rolle für die Herstellung von Kochtöpfen hin, wozu Specksteine vermutlich schon in frühester Zeit verwendet wurde. Maßgeblich dafür ist die Feuerfestigkeit und die gute Wärmespeicherfähigkeit des Specksteins. Aus diesem Grund verwendete man ihn auch häufig als Gußform in der Metallbearbeitung, besonders für Bronze und Silberguß.

Auch die Verwendung für die Herstellung von Waschbecken (lateinisch “lavabo”, daher “Lavetzstein”) und für die Herstellung von Gefäßen zum Erzeugen von Öl sind schon sehr früh belegt. Den Abraum beim Abbau von Specksteinen nutzte man schon früh ebenfalls, um ihn zu Seifenpulver und Polierpulver zu vermahlen, mit denen man nicht nur Töpfe und Schüsseln reinigte.

In der Antike fertigten aus den Specksteinen Rollsiegel an, im persischen Raum sind Jahrtausende alte Gefäße aus Specksteinen gefunden worden. Auch im alten Ägypten waren Specksteine als Material sehr verbreitet. In China wurde in der Vergangenheit (und zum Teil bis heute) Specksteinmaterial verwendet, um eine kostengünstigere Alternative zur seltenen und sehr teuren Jade zu schaffen.

Skulpturen und Figuren werden ebenfalls schon seit frühester Vergangenheit aus Steatit gefertigt. Selbst die kanadischen Inuit fertigten ihre Tranlampen aus Specksteinen, später auch Figuren, die schnell zum typischen kunsthandwerklichen Gegenstand ihrer Kultur wurden und heute sehr bekannt sind. Auch bei den Wikingern ist eine umfassende Verwendung von Specksteinen für zahlreiche Alltagsgegenstände – von Gefäßen bis hin zu Spinngeräten und Schwungrädern – gut belegt.

Die wärmespeichernden Eigenschaften des Specksteins werden bis heute im Ofenbau – beim Specksteinofen genutzt, einem mit Specksteinplatten verkleideten Kaminofen, der die vom Ofen abgegebenen Wärme speichert und langsam über längere Zeit hinweg wieder abgibt.

Nutzung als industrielles Ausgangsmaterial

In der Industrie wird reiner Speckstein meist in gemahlener Form genutzt. Er wird bei der Glas- und Farbenherstellung ebenso benötigt, wie in der Papierindustrie. Außerdem wird er bei der Herstellung von Scheuerpulvern und Scheuermitteln, als Trennmittel, bei der Herstellung von Kosmetika, Babypuder und auch als Zusatz in der Lebensmittelherstellung eingesetzt. Die übliche Bezeichnung für den feingemahlenen Speckstein lautet in diesen Bereichen “Talkum”.

In gebrannter Form stellt das Pulver eine sehr leistungsfähige technische Keramik dar, die als hoch leistungsfähiges Isoliermaterial für elektrische Isolierungen und Wärmeisolierung eingesetzt wird. Schalttafeln fertigt man heute nicht mehr aus Steatit, früher war das allerdings weit verbreitet.

Speckstein im Kunstgewerbe

Für die Bildhauerei aber auch zum Basteln für Kinder sind Specksteine ein sehr beliebtes Material. Für die Formgebung können einfache Werkzeuge wie Raspel, Feile oder Messer verwendet werden. Die plastischen Bearbeitungen durch Raspeln gelingt selbst Kindern meist sehr gut.

Zum Feinschliff kann die Oberfläche danach mit feinem Schleifpapier auf Glanz poliert werden, dazu werden Werkstücke dann oft mit Wachs oder Öl poliert, um die Oberfläche zusätzlich zu versiegeln.

Asbestgefahr bei Specksteinen

Eine der wenig bekannten Gefahren von Speckstein ist der mögliche Gehalt an Asbestfasern. Die feinen Fasern sind lungengängig, das heißt, wenn sie eingeatmet werden gelangen sie bis in tiefe Lungenbereiche, von wo sie der Körper nicht mehr ausscheiden kann. Die verbleibenden Fasern können im Lauf der Zeit eine sogenannte Asbestose verursachen, die im Gefolge schwere Krankheiten verursachen kann (COPD = dauerhafte Verengung der Atemwege, Zerstörung von Lungengewebe und chronische Bronchitis, dazu schwere Herzschädigungen, Herzschwäche und auch Flüssigkeitsansammlungen zwischen Lunge und Rippen sowie als Langzeitfolge auch Lungentumore).

Verursacht wird eine Asbestose durch das Einatmen von feinsten Asbestfasern oder Asbeststäuben in sehr geringer Körnung. Diese Teilchen können durch das Bronchialsystem nicht ausreichend gefiltert und zurückgehalten werden und gelangen so bis tief in die Lunge.

Grundsätzlich gibt es zwar Zertifikate, die einem Specksteinmaterial Asbestfreiheit bescheinigen, sie sind allerdings nicht immer hundertprozentig verlässlich. Bekannt asbesthaltige Lagerstätten (serpentintische Lagerstätten) werden heute nicht mehr genutzt, die heute abgebauten karbonatischen Specksteine sind in der Regel ohnehin von Asbest, können im Einzelfall aber noch geringe Spuren von Asbest enthalten. In Schulen darf deshalb mit Specksteinmaterialien generell nicht gearbeitet werden (etwa im Kunstunterricht).

Wird Specksteinmaterial nicht bearbeitet und zerspant, ist es völlig unbedenklich, da die Fasern und Stäube fest im Inneren gebunden sind und nicht entweichen können (etwa beim Specksteinofen).

Fazit

Kaum ein Steinmaterial wurde in so vielen unterschiedlichen Kulturen gleichzeitig in so großem Umfang genutzt, wie Speckstein. Das hauptsächlich oder sogar vollständig aus dem Mineral Talk bestehende Gestein lässt sich mit einfachsten Werkzeugen sehr leicht bearbeiten und formen.

Das Material war über viele tausende von Jahren an ganz unterschiedlichen Orten der Welt wichtiges Ausgangsmaterial für eine Vielzahl von Alltagsgegenständen – von Waschbecken über Spinngeräte bis hin zu Kochtöpfen und Seifenpulver.

Auch im Kunstgewerbe hatte – und hat – Speckstein immer eine wichtige Bedeutung inne. Auch heute finden viele die Bearbeitung des meist sehr weichen und “speckigen” Steins noch immer faszinierend, Specksteine ermöglichen auch Kindern einen kindgerechten Einstieg in die bildende Kunst. Bei aller Begeisterung sollte man aber dennoch auch auf die (geringe) Gefahr von möglicherweise enthaltenem Asbest immer achten und entsprechend vorsichtig sein.