Juramarmor

Juramarmor Mauer
Juramarmor Mauer

Bei Juramarmor handelt es sich um einen der bekanntesten Natursteine aus Deutschland. Das Abbaugebiet dieses Gesteins ist gleichzeitig das größte aktive Naturstein-Abbaugebiet in Deutschland. Das Vorkommen liegt auf der Fränkischen Alb im sogenannten Weißjura, etwa in der Gegend von Eichstätt und Treuchtlingen. Als Alternativbezeichnung zu “Jura-Marmor” oder “Juramarmor” findet sich deshalb oft auch “Treuchtlinger-Marmor”.

Wie so häufig ist auch hier die Bezeichnung “Marmor” geologisch nicht korrekt, da es sich in Wirklichkeit um einen Kalkstein handelt. Die gesteinskundlich korrekte Benennung “Jurakalk” oder “Jurakalkstein” wird allerdings nur selten im Handel verwendet. Wohl aus werbetechnischen Gründen und aus Bekanntheitsgründen bleibt man in den meisten Fällen bei der Benennung als “Jura-Marmor”.

Typische Steineigenschaften

Juramarmor ist ein sehr fossilienreicher Kalkstein, sehr viele Fossilreste kann man bereits mit bloßem Auge erkennen. Es handelt sich dabei vorwiegend um Kieselschwämme, sogenannte Belemniten (Kopffüßer mit einem fossil erhaltenen Gehäuse, das einer Eiswaffel ähnelt) und Ammoniten (ebenfalls Kopffüßer, aber mit einem runden Gehäuse, ähnlich dem der noch heute lebenden Nautilus- oder Perlboot-Arten). Die zum Teil dunklen Wolkungen und winzigen weißen Sprenkelungen im Juramarmor stammen dagegen von den fossilen Überresten abgestorbener Mikroorganismen und Blaualgen.

Vom sehr ähnlichen und aus dem gleichen Gebiet stammenden Solnhofener Kalk kann man Jura-Marmor relativ leicht unterscheiden: Der Solnhofener Kalk, unter völlig anderen Umweltbedingungen (aber ungefähr zur gleichen Zeit) entstanden, ist in Platten spaltbar und enthält viel detailreichere Fossilien, die fast überwiegend von Wirbeltieren stammen, zudem ist er erkennbar feinkörniger.

Weitaus die meisten Vorkommen tragen als Farbe einen für diesen Stein typischen Gelb-Ton, die hellgelben Sorten können dabei auch gebändert sein. Eine ebenfalls noch recht häufig zu findende Farbe beim Juramarmor ist ein typischer Graublau-Ton. Beide Farbgebungen können sich gelegentlich auch mischen. Seltene Farbgebungen sind Rotbraun und Nussfarben und sehr helle, rahmig-weiße oder cremebeige Farbtöne.

Durch Aufsägen gegen das Lager kann man Juramarmor dann optisch deutlich unterschiedlich aussehen lassen, das Erscheinungsbild ist dann einem typischen Travertin recht ähnlich, diese Bearbeitungsform wird deshalb dann auch häufig “Jura-Travertin” genannt (obwohl es sich natürlich noch immer um den ursprünglichen Kalkstein handelt).

Technische Eigenschaften von Jura-Marmor

Technisch gesehen gehört der Jura-Marmor mit einer Mohs-Härte von rund 3 – 3,5 klar zu den Weichgesteinen. Er ist allerdings sehr dicht gefügt, was für eine ausgezeichnete Polierbarkeit sorgt. Jura-Marmor eignet sich darüber hinaus für alle Arten von Oberflächenbearbeitungen, die Steinoberfläche kann auch geschliffen, gebürstet, gestockt, sandgestrahlt oder getrommelt werden.

Das Wasseraufnahmevermögen ist mit 1,8 % relativ hoch (zum Vergleich: Granit 0,2 – 0,5 %), die Abriebfestigkeit mit 18 cm³/50 cm² ebenfalls deutlich höher als bei typischen Hartgesteinen (Granit: 5 – 8 cm³/50 cm²). Durch das dichte Gefüge hat er aber eine nur wenig geringere Druckfestigkeit als hoch belastbare Hartgesteine (Jura-Marmore rund 125 N/mm², Granit 160 – 240 N/mm²). Als sehr homogenes Material eignet er sich auch gut als Bodenbelag über einer Fußbodenheizung.

Verwendung von Jura-Marmor

Abgebaut werden Jura-Marmore bereits seit dem frühen Mittelalter, als Baumaterial und als Naturwerkstein hatte der Jurakalk immer schon sehr hohe Bedeutung. Wegen des hohen Aufwands bei der Bearbeitung von Hand fanden sich die Steine allerdings überwiegend in herrschaftlichen Häusern und Sakralbauten.

Als eine maschinelle Bearbeitung möglich war, wurden immer mehr Bodenbeläge, Treppenbeläge und Fensterbänke aus Jura-Marmor hergestellt, auch Wandverkleidungen waren lange Zeit sehr beliebt. Heute werden Ausstattungen für den Innenbereich vor allem ins Ausland verkauft, innerhalb Deutschlands haben heute andere Steine dem Jurakalk längst den Rang abgelaufen.

Im Außenbereich ist der Einsatz eher problematisch, insbesondere da durch das Aufbringen von Imprägnierungen die Frostfestigkeit stark leidet und polierte Varianten durch die Bewitterung schnell ihren Glanz verlieren. Der ohnehin schon von Natur aus nur eingeschränkt frostbeständige Naturstein, der zudem auch den Kontakt zu Mörtel nur schlecht verträgt, wird deshalb nur sehr selten in Außenbereichen eingesetzt.

Früher war eine solche Anwendung von Juramarmor im Außenbereich dennoch oft sehr häufig – einfach weil es sich um ein leicht abbaubares und lokal direkt verfügbares Baumaterial handelte und bei sehr hohen Plattenstärken (zB. bei Fassadenplatten) Verwitterungsschäden kaum eine Rolle spielen.

Reinigung und Pflege von Juramarmor

Wie bei allen Kalksteinen muss auch mit Jura-Marmoren sehr sorgsam und pfleglich umgegangen werden. Auch nur gering säurehaltige Reiniger dürfen auf keinen Fall eingesetzt werden, auch stärker alkalische Produkte sollten keinen Kontakt mit der Steinoberfläche bekommen. Vor dem Reinigen mit Wasser sollte ein Bodenbelag aus Jurakalk möglichst immer gründlich vorgenässt werden.

Steinseife ist als Pflegemittel schichtbildend und sollte daher bei Juramarmor nur mit Vorsicht eingesetzt werden, die Seifenschicht kann schnell einen schmierig und stumpf wirkenden Oberflächeneffekt erzielen. Auch beim nachfolgenden Polieren der Oberfläche dürfen nur sehr schonende Mittel verwendet werden.

Sowohl für die Reinigung als auch für die Pflege von Jura-Marmor sollten ausschließlich spezielle, für Kalksteine geeignete Mittel aus dem Fachhandel verwendet werden, ganz besonders auch zur Fleckenentfernung. Eine Imprägnierung ist im Innenbereich dringend zu empfehlen und wegen des Wegfalls der Frostgefahr auch unbedenklich.

Reinigungsmittel Poliermittel und Schutz für Jura-Marmor

Preise

Die Preise können je nach Qualität, Farbe und Oberflächenbearbeitung unterschiedlich liegen – für Rohplatten muss man meist zwischen rund 180 EUR pro m² und 300 EUR pro m² rechnen, Fliesen bewegen sich meist im Bereich von 50 EUR pro m², Treppenstufen in gerader Variante kosten meist rund 100 EUR pro lfm, als freitragende, gewendelte Treppe aber nicht selten auch das Sechsfache und mehr. Blaugrau gefärbte Varianten kosten sind meist 10 – 20 % teurer.

Besondere, ausgesuchte Qualitäten und spezielle Bearbeitungsformen können bei Juramarmor aber mitunter auch noch deutlich höhere Preise haben.

Fazit

Der “typisch deutsche” Naturstein schlechthin ist mit seinem meist umfangreichen Fossilienbestand durchaus immer noch eine gesuchte Variante für Boden- oder Treppenbeläge im Innenbereich. Besonders gut kann man ihn aufgrund seiner Wärme-Leitfähigkeit als Steinbelag auf Fußbodenheizungen einsetzen, dafür ist er optimal geeignet. Für den Außenbereich eignet er sich dagegen aber eher schlecht.

Jura-Marmor ist nicht zuletzt auch ein Stück deutsche Tradition und ein heimischer Naturstein, der trotz seiner hochwertigen Optik meist dennoch einigermaßen erschwinglich ist. Im Innenbereich ist er damit vielfach eine gute Wahl, auch wenn man bei der Pflege eher sorgsam mit ihm umgehen muss.